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St.-Lucas-Kirche

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Im Diedenhofener "Kapitular" aus dem Jahre 805 - das Schriftstück befindet sich in der Pariser Nationalbibliothek - wird ein Sendbote Karls des Großen beauftragt, den Waffenhandel mit den Slawen zu unterbinden. Als Kontrollstationen werden u.a. Bardowick und Magdeburg genannt, dabei auch "Schesla". Dies ist die erste urkundliche Erwähnung Scheeßels.

Schon vorher hat es vermutlich auch in Scheeßel eine heidnische Opferstätte gegeben,viele gefundene Opfersteine berechtigen zu dieser Annahme. Als zur Zeit Karls des Großen (768-814) die ersten Missionare in unsere Gegend kamen, haben sie - wie sonst auch üblich - solche Opfersteine mit zum Bau einer Kapelle verwendet zum Zeichen, dass das Alte zwar überwunden, aber doch in das Neue mit hineingenommen ist.

Alten Berichten folgend lag dieser Kapellenbau westlich von der heutigen Kirche in der Nähe der Beeke, die nördlich vom Dorf aus der "Vieh" genannten Wiesenniederung kommt. Später berichtet der Stader Superintendent und Kirchenhistoriker Pratje von einem Kirchenbau aus dem 12. Jahrhundert. Im Vermessungsbuch (1728) der Scheeßeler Kirche findet man eine entsprechende Zeichnung. Die hoch gelegenen Fenster zeigen den romanischen Baustil, der hierzulande bis ins 13.Jahrhundert üblich war. Die Kirche ist dem heiligen Evangelisten Lukas gewidmet und nach ihm benannt.

Da Scheeßel im Mittelalter innerhalb des damaligen Bistums Verden lag, war der Ort der geistlichen Aufsicht des Bischofs von Verden unterstellt. Nach einer Urkunde aus der Zeit um 1205 waren die Scheeßeler Kirche ebenso wie die von Sottrum, Hollenstedt und Hittfeld bevorrechtigte Kirchen. An ihnen hatten Herren des Verdener Domkapitels als Archidiakone Aufgaben des Bischofs in der Stellenbesetzung und der geistlichen Gerichtsbarkeit übernommen; Einkünfte aus diesen Gemeinden besserten ihr Gehalt auf. Das Archidiakonat Scheeßel umfasste wohl nur das Kirchspiel, zu dem seinerzeit auch die um Brockel liegenden Dörfer gehörten.

Die umfangreiche, vom Alter gekennzeichnete Linde auf dem Kirchenvorplatz erinnert an die Zeiten, als vor der Kirche von 1288 an das Gogericht abgehalten wurde. Um die Kirche herum lag der Friedhof. Dieser war immer wieder Kriegsschauplatz. 1364 setzten sich hier die Streitkräfte des Welfenfürsten von Lüneburg fest, als sie die bischöfliche Burg Rotenburg belagerten, um sie für Bischof Daniel zu erobern. Im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) gingen der Kirchturm mit der kleinen und großen Glocke, das Pfarrhaus, umliegende Gehöfte und die Scheeßeler Mühle in Flammen auf. Im Münsterschen Krieg (1675-1680) wurde der Kirchhof gegen die Schweden zur Schanze ausgebaut.

Die Bevölkerungszahl, während des Dreißigjährigen Krieges sehr zusammengeschmolzen, wuchs danach stetig, so dass im nächsten Jahrhundert die Kirche für die große Kirchengemeinde zu klein wurde. Man erwog zunächst Erweiterungsbauten, aber im Hinblick auf die Baufälligkeit der alten entschloss man sich zum Bau einer neuen Kirche. Es war Pastor Adolph Johann von Finkh (1749-1797), der dies gegen starke Widerstände durchsetzte. Man begann 1755 mit dem Abbruch und legte noch im selben Jahr den Grundstein zur heutigen Kirche. Am Michaelistag 1758 wurde das Gotteshaus feierlich eingeweiht. Zum ersten Mal wurde der Gemeindegesang von einer Kleinorgel musikalisch begleitet; Organist war der hiesige Küster und Schulmeister Ernst Anton Lackmann. 1765 wurde die Kleinorgel durch eine größere ersetzt. Gleichzeitig wurde 1765/66 der im Dreißigjährigen Krieg zerstörte Kirchturm wieder aufgebaut, nachdem die im selben Krieg zerstörten Glocken bereits 1646 und 1652 neu gegossen worden waren. Weitere Reparatur- und Erweiterungsarbeiten an der Orgel erfolgten 1799, 1881 und 1934. 1972 schließlich wurde die jetzige Orgel von der Firma Vierdag aus Enschede/Holland restauriert und aufgestellt und am 4.Februar 1973 feierlich eingeweiht.

Die Innengestaltung der St.-Lucas-Kirche

Die Kirche ist in ihrem Bau einschiffig. Flankiert wird der Altar von barock gestalteten Aufbauten für Kirchenstühle bestimmter Personenkreise. Auf der Südseite, durch eine Treppe erreichbar, befindet sich das Gestühl der gräflichen Familie von Bothmer, Lauenbrück, mit ihrem Wappenschild; daneben auf der Südostseite das Gestühl der früheren Amtsvögte (bis 1882) mit dem Emblem des hannoverschen Königshauses und darunter der Kirchenstuhl des Vollhöfners Harm Fricke aus Helvesiek. Gegenüber auf der Nordseite befindet sich oben das Gestühl der adligen Familie von Fick, Rittergut Veerse, daneben auf der Nordostseite das Gestühl für den Pastoren und seine Familie mit der Beschriftung "Ehre sei Gott in der Höhe", darunter der mit reichem Schnitzwerk im Rokokostil ausgestaltete Kirchenstuhl der Scheeßeler Mühle. Der Stuhl ist versehen mit dem Monogramm: E B M (Erich Borchard Müller) und A M B (Anna Maria Brunkhorst, Ehefrau des E. B. Müller).

Zwei Kirchenstühle befinden sich noch unter der Orgelempore. Der südwärts gelegene Stuhl mit Ornamentwerk trägt das Monogramm J M S (Johann Melchior Stoltze) und R M B (Rebecca Maria Bellmanns, Ehefrau des J. M. Stoltze); nordwärts liegt der Kirchenstuhl des jeweiligen Küsters, Organisten und Schulmeisters.

Die heutige Kirche hat etwa 1000 Sitzplätze, beim Bau der Kirche waren es 867.
In Anerkennung seiner hohen Verdienste wurde dem Pastor Adolph Johann von Finkh 1783 der Titel und Rang eines Probstes verliehen. Sein Porträt, gemalt 1784 von Hinrich Niclaus Pätz, Harburg, hängt an der Südseite der Kirche. Nach einem Regierungserlass von 1792 wurden Beisetzungen in der Kirche - es sollen sechs Persönlichkeiten (Pastoren und Amtsvögte) gewesen sein - untersagt. Mit behördlicher Genehmigung wurde Probst von Finkh 1797 ebenfalls in der Kirche beigesetzt.

1688 wurde die erste Turmuhr angebracht. Der Stundenschlag der Uhr wie das Läuten zu den verschiedenen Tageszeiten regelten die Arbeitszeit nicht nur im Dorf, sondern auch die der Bauern draußen auf den Feldern.

Als um die Mitte des 18. Jahrhunderts die feldsteinerne Kirche neugebaut wurde, waren es überwiegend Handwerker aus dem Kirchspiel Scheeßel, die Gestühl, Altar und Kanzel, Säulen und Treppen fertigten, hinzu kamen auswärtige Bildhauer; sie alle arbeiteten im Stil ihrer Zeit. Renoviert wurde unsere Kirche ab April 1955, um rechtzeitig zur 1150-Jahr-Feier des Ortes und zur 750-Jahr-Feier des Archidiakonats Scheeßel im Juli 1955 fertig zu sein. Auch zur 1200-Jahr-Feier im Jahr 2005 sind erneut Renovierungen geplant.

Unsere Kirche lädt ein zur stillen Besinnung; hier kann jeder aus der Unruhe der Zeit Geborgenheit finden, sei es in der Betrachtung der Zeugen der Vergangenheit, sei es in der Ruhe des Gebets. Hierher kommen die Kinder zur Taufe, die Jugendlichen zur Konfirmation, die Brautpaare zur Trauung. Hier sammelt sich die Gemeinde zum Gottesdienst und zur Abendmahlsfeier. Gott redet zu uns durch sein Wort, und wir dürfen antworten mit unserem Gesang, mit dem Klang der Orgel und mancher Instrumente:

"Ehre sei Gott in der Höhe!"

Offene Kirche

In den Monaten April bis September ist die Kirche verlässlich geöffnet:

täglich 10-18 Uhr

Herzlich willkommen!

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