Swimmytreff endet nach 25 Jahren

Scheeßel, 30. Mai 2020

Swimmytreff endet nach 25 Jahren

grosselterntag

Der Swimmytreff – eine Segensgeschichte endet

„Wann hast du nochmal deinen Schwimmkurs?“ wurde Karin Schenk mal gefragt. Oder: „Ist das ein Angelverein?“ So ganz klar war vielen nicht, was die „Swimmy`s“ sind, die 1995 gegründeten festen Kindergruppen in der St.-Lucas-Kirchengemeinde. Im Sommer 2020 endet nach 25 Jahren dieses Projekt. Zeit, um Rückblick zu halten mit den langjährigen Swimmy-Erzieherinnen Elke Meyer, Karin Schenk und der Vorsitzenden des dazugehörigen Fördervereins, Karin Weseloh.

Es soll mehr für Kinder in Scheeßel und in der Kirchengemeinde getan werden! Darin waren sich die Kirchenvorsteher der St.-Lucas-Kirchengemeinde Anfang der 90er Jahre einig. Parallel entstand der „Förderverein für die ev. Gemeindearbeit e.V.“. „Wir hatten eigentlich das Ziel, eine spendenfinanzierte Diakonenstelle zu schaffen, um junge Erwachsene und Familien mit christlichen Angeboten zu erreichen. Die ursprünglichen Pläne änderten sich, und die Zielgruppe wurden nun Kinder!“ erzählt Karin Weseloh, Vorsitzende des Fördervereins.

„Die meisten Kinder gingen damals für zwei Jahre in den Kindergarten, bevor sie zur Schule kamen“, erinnert sich Karin Schenk. „Bei den Swimmy`s begannen die meisten Kinder mit 3 oder 4 Jahren, blieben oftmals für zwei Jahre, um dann in den „großen“ Kindergarten zu gehen.“ Mit 20 Kindern startete im November 1995 die erste Swimmygruppe in einem Raum im Harmshaus. Erste Erzieherinnen waren Elke Meyer aus Ostervesede und Christhild Bütepage, die Frau des damaligen Diakons. Im Sommer 1996 löste Karin Schenk aus Westerholz Christhild Bütepage ab. Elke Meyer und Karin Schenk haben beide eine religionspädagogische Erzieherausbildung und jahrelange Kindergottesdienste in ihren Wohnorten durchgeführt.

„Am Anfang war alles improvisiert!“ erinnert sich Elke Meyer. „Viele Eltern haben damals mitgeholfen, die erste Einrichtung zusammenzukriegen: gebrauchte Möbel aus evangelischen Kindergärten der Umgebung. Mit Spenden konnten wir Spielzeug und Beschäftigungsmaterialien anschaffen. Die improvisierte Puppenecke mit gefärbtem Batik-Dach und die alten Kissen der Kuschelecke entsprach nicht unbedingt der Einrichtung einer Kindergartengruppe, aber für unseren Start war es zweckmäßig. Und es steckte ganz viel Initiative der Eltern drin!

Mit jeweils 10 Kindern und einer Erzieherin waren die anfänglich zwei Gruppen damals überschaubar. Unterstützt wurde die Arbeit von einem Elternteil, das für jeweils eine Woche die Gruppe begleitete. In späteren Zeiten kam die jüngere Gruppe zwei Vormittage pro Woche und wurde von Karin Schenk begleitet, die „Großen“ waren dann drei Vormittage mit Elke Meyer zusammen.

„Das religionspädagogische Profil ist von Anfang an unser Motor gewesen!“ erzählt Elke Meyer. „Wir leben christliche Werte. Jedes Kind soll erfahren, dass es wertvoll, einzigartig und von Gott geliebt ist!“ Im Laufe des Swimmyjahres lernen die Kinder Geschichten von Gott und Jesus kennen, die mit biblischen Erzählfiguren dargestellt werden. Durch das kindgerechte Tischgebet steht automatisch die Frage im Raum, woher eigentlich alles kommt. „Zwischendurch sind wir immer wieder vom Gruppenraum in die Kirche gegangen, damit die Kirche den Kindern vertraut wird. Und zu Weihnachten und zum Sommerschluss haben wir immer schöne Gottesdienste gefeiert.“

An was erinnern sich die Erzieherinnen noch gern? „Wir hatten tolle Arbeitseinsätze mit engagierten Eltern. Zum Beispiel Spielplatztage. Das Richtfest für die selbstgebaute Spielkirche auf unserem Spielplatz bleibt unvergessen. Tolle Ausflüge haben wir gemacht, z.B. auf den Mühlenstraßen-Spielplatz oder auf Bauernhöfe. Viele Kartoffelfeste haben wir gefeiert und Sommerfeste im Pfarrgarten sowieso.“ Und Elke Meyer ergänzt: „Der Großelterntag ist uns auch ans Herz gewachsen. Einmal im Jahr, wenn die Kinder ihre Großeltern einladen und den Swimmy­-Vormittag gemeinsam mit ihnen erleben, ist immer toll. Ebenso die Weihnachtsbastelabende mit Büchertisch waren bei den Eltern sehr beliebt!“ Auch das Martinsfest entstand durch die Swimmies. „Für viele Kinder war die Geschichte von Martin und dem Bettler ganz wichtig, um das Teilen zu lernen!“

Dankbar blicken die Erzieherinnen auch auf zahlreiche Spenden für die Einrichtung, den Spielplatz und die Finanzierung der Einrichtung, die ganz ohne öffentliche Gelder auskommen musste: „Auch der Förderverein hat versucht, ganz viel möglich zu machen. Wir haben immer versucht, die Herzen der Kinder zu berühren. Und jetzt blicken wir selber dankbar zurück.“

Warum ist nach 25 Jahren jetzt eigentlich Schluss? „Wir noch aktiven Erzieherinnen gehen auf das Ruhestandsalter zu. Durch die beitragsfreien Kindergartenplätze sind unsere Swimmykinder immer jünger geworden. Das hat den Charakter unserer Arbeit völlig verändert, und wir mussten uns konzeptionell stark umstellen. Und heute werden meist längere Betreuungszeiten von den Eltern benötigt. Das können wir mit unseren Möglichkeiten nicht leisten. Zeitweise hatten wir vier Gruppen und mehr als doppelt so viele Anfragen wie Plätze. Seit 2016 gibt es nur noch eine Gruppe mit bis zu 15 zwei-und dreijährigen Kindern.“ Diese Gruppe wird sehr liebevoll und mit großem Einfühlungsvermögen von den zwei Erzieherinnen Solveigh Schröder, die auch über eine religionspädagogische Erzieherausbildung und langjährige Kindergottesdiensterfahrung verfügt, und Elke Meyer, sowie der Betreungshilfe Jenny Stelter geleitet. „Der Traum, einen evangelischen Kindergarten zu gründen, gelang leider nicht. Aber wer hätte 1995 gedacht, dass wir 25 Jahre dabei sind?“

Bleibt noch die Frage, woher eigentlich der Name „Swimmytreff“ stammt. „Einige Zeit nach dem Start fiel jemandem ein Kinderbuch ein. Der kleine Fisch „Swimmy“ tut sich dort mit vielen anderen kleinen Fischen zusammen, sie bilden einen großen Fisch und schwimmen deshalb mutig durchs Meer. Das passte zu uns!

Jens Ubben